· 

Die U-Bahn

Eine Kurzgeschichte von Karolina Holz

 

 

Die hell erleuchtete U-Bahn fährt ein. Nicht nur die außergewöhnliche Illumination erinnert an ein Gefährt vom anderen Stern.

 

Beim Halt am Bahnsteig aus den 70er Jahren, gehen die Türen nahezu geräuschlos auf. Beim Eintreten in den Zug werde ich fast geblendet, so hell ist es im Inneren. Alles ist wesentlich besser zu sehen als in den herkömmlichen Zügen.

 

Natürlich auch die gelangweilten Gesichter der Fahrgäste. Ich frage mich gerade, ob ich die überhaupt so genau sehen will.

 

Ein schwarz-weiß gefleckter Border Collie beobachtet mich beim Eintreten in sein Revier. Sein Fell sieht bei dieser Beleuchtung sensationell aus.

 

Da es an der Oberfläche wie aus Eimern regnet, riecht sein Fell nicht ganz so gut wie es aussieht.

 

Jede Bewegung von seinem Frauchen verfolgt er mit seinem wachen Blick.

 

Es sitzen nicht viele Menschen in dieser Bahn. Das liegt wohl an der Linie U2 in Verbindung mit der Zeit: Sonntag Mittag.

 

Einige sind mit ihrem Lebensmittelpunkt beschäftigt: ihrem geliebten Smart Phone.

 

Doch ich werde auch positiv überrascht. In dieser futuristischen Untergrund Bahn sehe ich Menschen, die lesen ...

 

Ein richtiges, echtes Buch mit Hardcover.

 

Auf einem Buch lese ich den Titel: „Allein unter Aliens“.

 

Eine Frau im mittleren Alter liest eine gedruckte Zeitung. Eine Headline lautet: „Das Smart Phone – Dein Freund und Helfer?“

 

Beim nächsten Halt steigt eine ältere elegante Lady ein. Ein junger Mann mit grünen Sneakers und roter Bench Jacke bietet ihr seinen Platz am Eingang an. Die Dame bedankt sich überschwänglich und lobt den Mann in den höchsten Tönen für seine Aufmerksamkeit. Es ist ihm etwas peinlich und passt nicht ganz zu seiner coolen Art.

 

 

 

Alltägliche Szenen in Münchens Untergrund im Jahre 2017. Doch diese Beleuchtung an dem unterirdischen Schauplatz lässt alles wie ein Theaterstück erscheinen: Bühne und Tribüne in einem.

 

Am nächsten Halt steigen mehrere Personen ein. Sobald die Türen geschlossen sind, kommt ihr großer Auftritt im Scheinwerferlicht der modernen Bahn. Die Beleuchtung und die Stille in dem Zug lässt sie für den Moment zu den Hauptakteuren werden: „DIE FAHRSCHEINE - BITTE!“