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Abgestürzt

 

Eine Kurzgeschichte von Elisa Aichner -

 

Das Flugzeug raste mit hoher Geschwindigkeit die Startbahn entlang. Hartmut Heigler zitterte am ganzen Körper. „Wo bin ich da nur hineingeraten?“ fragte es sich. Er zog den Starthebel nach oben und die Motormaschine hob ab. Die Nase des Flugzeuges durchbrach die dicke Wolkendecke. Hartmut Heigler offenbarte sich eine endlose Weite. Am Horizont sah er die untergehende Sonne und spürte die letzten warmen Sonnenstrahlen. Ein Anblick der für den Hobbypiloten normalerweise Freiheit bedeutet. An diesem Abend sollte aber alles anders sein. Hilflosigkeit, Enttäuschung und Angst plagten den Mann.

 

 

 

Neben ihm saß sein langjähriger Freund Thomas, dessen Leben in den letzten Tagen aus den Fugen geraten war. Mehrere Stunden hatten die beiden Freunde schon über Thomas brikäre finanzielle Lage gesprochen. Hartmut ging das letzte Gespräch, dass er mit Thomas führte nicht mehr aus dem Kopf. Sein Freund brauchte Geld und kam mit der Bitte auf Hartmut zu, ihm doch ein bisschen Geld zu leihen. Hartmut weigerte sich seinem Freund zu helfen. Dieser würde das Geld doch eh wieder beim Glückspiel verlieren.  Einen egoistischen, verbitterten alten Schnösel hatte Thomas ihn daraufhin genannt und kündigte ihm die Freundschaft. Einen Freund der in schweren Zeiten nicht zu ihm hält, bräuchte Thomas nicht. Dieser Streit war gerade mal ein paar Stunden her.

 

Umso überraschter war Hartmut, als Thomas nach Feierabend vor seinem Büro auf ihn wartete. Er wollte Hartmut um Verzeihung bitten und der alten Zeiten willen einen Ausflug zu machen. Hartmut weigerte sich und wandte sich von Thomas ab. Daraufhin zog dieser eine Waffe und zwang Hartmut in sein Auto und in Richtung Flughafen zu fahren, um dort sein Privatflugzeug ins Nirgendwo zu besteigen.

 

 

 

Thomas befahl ihm das Flugzeug nach Osten zu lenken. Harmut konnte seinen Augen nicht von der Pistole lassen, die in Thomas Händen lag. Hartmut sagte:“ Warum tust du mir das an?“ Thomas lachte kalt und erwiderte: „Du bist schuld, dass wir jetzt hier sitzen. Du hättest mir einfach nur das Geld geben müssen, dann wäre jetzt alles gut. “ „Du weist genau warum ich dir das Geld nicht gegeben habe. Es würde nicht deinem Unternehmen zu Gute kommen, sondern deinen kriminellen Machenschaften in denen du verwickelt bist.“  sagte Hartmut. „Du hast doch gar keine Ahnung. Bitte Hartmut hilf mir.“ sagte Thomas, der seine Wut nicht mehr unterdrücken konnte. Nach einigen Minuten schien es, als hätte sich sein Entführer beruhigt. Hartmut hatte sich aber getäuscht, die Situation war alles andere als sicher.

 

 

 

Thomas spielte auffällig mit der Pistole herum und wirkte wie in Trance. Hartmut saß wie angefesselt in seinem Pilotensitz und starrte in die Ferne. Er vernahm ein Flüstern. „Ich will es nicht tun, aber ich muss. Du lässt mir keine andere Wahl. Ich muss es einfach tun.“ Thomas hob die Waffe und richtete sie auf Hartmut. „Was machst du da Thomas? Lass das …. Du bringst uns beide damit um.“ Es vergingen ein paar Sekunden, die sich anfühlten wie eine Ewigkeit. Diese Stille. Hartmut atmete noch einmal tief ein und drehte sich zu seinem Freund um und sah ihm in die Augen.

 

Thomas hatte seinen Finger schon am Abzug und er drückte ab. Hartmut sank in sich zusammen und das Flugzeug senkte seine Nase und sank nach unten. Der Atlantische Ozean erstreckte sich unter ihnen. Die Wasseroberfläche kam immer näher. Thomas saß seelenruhig da und wartete bis es zu Ende war.